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Die richtige Ernährung des Babys? Unser Weg durch die Mitte

Meine liebe Windelfrei-Coach Kollegin Anne ruft in ihrem Blog “Trainyabrain” zum persönlichen Erfahrungsbericht über Babyernährung auf, klar dass ich da meinen Senf dazu gebe, oder?

Immerhin kann ich mittlerweile von zwei Kleinkindern berichten, mit denen wir jeweils ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Aber lest selbst:

fingerfoodSo sieht´s auf unserem Esstisch aus (©einfachklein.de)

 

Das erste Baby wurde vollgestillt bis zum 6. Monat, bekam dann und wann eine Flasche mit angerührter Pulvermilch, und schielte interessiert auf unser Essen. Je interessierter sie schien, desto öfter bekam sie von uns ein Stück ab, mal eine Kartoffel, ein Stück Gurke, oder auch ein Knäckebrot. Mit dem war sie dann aber auch erst mal eine Stunde lang glücklich beschäftigt.

Wir zerdrückten auch immer öfter etwas von unserem Essen und boten ihr es vom Löffel an, sie durfte so viel oder wenig nehmen, wie sie wollte. Parallel dazu gab es dann noch ab und zu eine Flaschenmilch.

Ich stillte im 8. Monat ab, denn ich war wieder schwanger, körperlich mehr als überlastet und hatte dazu noch eine fiese Nasennebenhöhlenentzündung, die mit Antibiotika behandelt werden musste. Ich wusste es damals nicht besser und rückblickend ärgere ich mich manchmal, dass ich sie nicht länger gestillt habe. Ich hätte es zu dem Zeitpunkt aber rein körperlich einfach nicht geschafft.

Ab und zu gab es auch mal Gläschenkost bei uns, wenn das Baby hungrig war und nichts zum Essen vorbereitet war, dann war das eine schnelle und praktische Alternative.

Da wir ansonsten auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten, war das für uns absolut vertretbar.

Die nächtliche Flasche hat sich das erste Kind irgendwann um den 2. Geburtstag herum (eher vorher) selbst abgewöhnt und irgendwann „durchgeschlafen“. Da wir alle gemeinsam schlafen, merken wir immer, wenn sie auch nur mal kurz wach ist, also im Bett sitzt, den Schnuller sucht, einen Alptraum hat, nach unserer Nähe sucht usw.  Sie hat jedenfalls nicht mehr nach der Flasche gefragt und ist ohne wieder eingeschlafen.

Später habe ich dann erfahren, dass unsere Herangehensweise auch einen Namen hat, nämlich Baby Led Weaning (BLW). Und das schließt für mich das Anbieten von Brei nicht aus, es kommt beim Essen durchaus auch auf meine  innere Haltung an. Biete ich meinem Baby das Essen an und lasse es selbst entscheiden, ob, was und wie viel es möchte oder füttere ich drauf los und versuche –notfalls auch mit Tricks wie Flugzeugen, Spielen oder Ablenkung- den Brei irgendwie ins Kind zu bekommen? Der erstere Ansatz- für uns definitiv der richtige Weg. Da ich noch viel Zeit und „nur“ ein Kind hatte, habe ich auch oft Brei selbst gekocht und portionsweise eingefroren… In den Genuss kam das zweite Baby dann nicht mehr, sie musste essen (oder auch nicht), was auf den Tisch kam ;-)

Wir haben nie nach irgendwelchen Plänen gefüttert, sondern uns tatsächlich nach unserem Wissen und den Bedürfnissen des Kindes gerichtet. Sie durfte alles probieren, hat viel wieder ausgespuckt und eine MENGE Matsch fabriziert.

Mittlerweile (3 Jahre alt) ist sie ein unkomplizierter Esser, der mehr oder weniger alles isst, oft aber auch alles ablehnt, von dem ich weiß, dass es ihr schmeckt, und gerne sieben Tage hintereinander Nudeln mit Ketchup essen würde. Von wem sie das wohl hat? Von mir jedenfalls nicht…

 

Beim zweiten Kind hatte ich mich belesen, studiert und recherchiert:

Sie wurde voll gestillt 7 oder 8 Monate und nahm von da an unsere Nahrung in homöopathischen Dosen zu sich. Mal ein Stück Apfel, eine gedünstete Karotte, Avocados, Birnen, Gurke, Pastinaken, es war alles dabei. Vor dem Essen, danach oder dabei- im Zweifel gab es immer die gute Mamamilch und ich habe mir NIE Sorgen gemacht, ob sie auch satt wird oder genug bekommt. Sie zeigte immer deutlich an, was ihr fehlte und meist war es Mamas Milch.

Als sie ca. 14 Monate alt war hatten wir alle einen schlimmen Magen-Darm-Infekt und sie hat plötzlich NICHTS mehr gegessen und sich ausschließlich von meiner Milch ernährt, was problemlos klappte. Sie hat nicht mal wirklich Gewicht verloren und war nach einem Tag wieder komplett fit, im Gegensatz zur nicht mehr gestillten großen Schwester.

Mittlerweile (21 Monate) ist auch sie beim Familientisch-Essen komplett mit dabei, isst alles, probiert alles, isst mit Besteck genau so gut wie mit den Händen und benutzt ihr Trinkglas eher zum Hände spülen…

Sie wird immer noch gestillt, zwischen 1-6 Mal tagsüber und 1-2 Mal in der Nacht, was bedeutet, dass sie auch nicht „durchschläft“. Durch das Stillen nach Bedarf von Anfang an hat sie ein sehr kompetentes Immunsystem, sie ist so gut wie nie krank (toi toi toi) und wenn doch mal ein Schnupfen kommt, ist er meist nach 2 Tagen wieder verschwunden.

 

Für uns ist es auf diese Art optimal gelaufen, wir haben uns viel nach den Bedürfnissen der Kinder gerichtet und versucht, es so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Ich glaube, so sollte jede Familie den für sie richtigen Weg finden. Da gibt es keine Vorschrift oder einen Plan, wie es „richtig“ oder „falsch“ ist, außer eben, es ist nicht an die Bedürfnisse des Kindes angepasst. Ein Kind, das keinen Brei möchte, sollte diesen auch nicht essen müssen, sondern Alternativen bekommen und ein anderes Kind möchte vielleicht 9, 10 oder sogar 12 Monate voll gestillt werden und das sollte auch respektiert werden.

Leider höre ich immer wieder, das viele Eltern stark verunsichert werden von wohlmeinenden Ratschlägen wie „Gib ihm doch mal was Richtiges“, „Davon wird er doch nicht satt“ oder „Aber dann bekommt es Eisenmangel“.

Da sollte sich jedes Elternpaar gut informieren vorher und sich viele Informationen aus guten Quellen besorgen, um entspannt und positiv in die Beikostzeit zu starten.

Gute Empfehlungen dazu sind von mir:

 

Susanne Mierau- Breifrei durch die Babyzeit

Carlos Gonzalez- Mein Kind will nicht essen

L. Stern, E. Nagy- Einmal breifrei, bitte!

 

Sowie die folgenden Links:

 

http://www.nestling.org/einheitsbrei-beikostempfehlung/

http://www.nestling.org/fingerfood-oder-baby-led-weaning-der-neueste-trend-in-sachen-beikost/

http://www.nestling.org/mit-essen-spielt-man-nicht-oder-doch-2/

 

5 Kommentare zu “Die richtige Ernährung des Babys? Unser Weg durch die Mitte

  1. Katja

    Hallo :)
    wir haben es haargenau genauso gemacht und sind bei beiden Kindern damit sehr gut gefahren. Die Kleine (jetzt 11 Monate) isst und probiert begierig alles aus was wir Großen essen, auch wenn sie immernoch keine Zähne hat. Dazu geht dann aber immer auch noch eine Portion Muttermilch mit Kuscheln – dass sie diese will, macht sie auch unverkennbar deutlich. Ab und zu – wenn die Zeit eng ist – gibt es auch mal ein Gläschen auf dem Löffel – mal isst sie es inzwischen ganz gerne, mal auch gar nicht und das ist völlig ok so, wir haben ja auch nicht immer nach der Uhr Hunger bzw Hunger auf genau dieses Essen.
    Schön zu lesen dass ihr mit diesem Weg auch gut gefahren seid :)

    vg
    Katja

  2. Franzi

    Liebe Franzi,

    Ich danke dir 1000mal! Mit diesem Beitrag und der Linkliste hast du meine fünfeinhalb Monate alte Tochter vor dem Möhrenbrei nach Schema F bewahrt. Seit ein paar Tagen interessiert sie sich sehr für unser Essen, ich hätte ihr gerne mal was zum probieren gegeben, war aber nicht sicher, ob ich das “darf”. Wieder eine Bestätigung, auf das eigene Gefühl und nicht auf ein “Dogma” zu hören!

    Liebe Grüße,
    auch Franzi

    1. franzi Autor des Beitrags

      Hallo liebe auch Franzi ;-)

      ach schön, das freut mich ja, wenn die “ollen Kammellen” Artikel noch mal rausgekramt werden! ;-) Schön, wenn es dir geholfen hat! Bin gerade dabei unsere heutige Krabbelgruppe zusammen zu fassen, da kommt also auch gleich noch mal ein kleiner Beitrag mit wichtigen Infos, Links und Buchtipps. Wenn du dich noch ein paar Minuten geduldest… :-)
      Denk am Anfang einfach daran, dass du immer dabei bist, wenn dein Baby isst, lass ihn selbst erkunden, wundere dich nicht, wenn am Anfang das allermeiste wieder ausgespuckt wird. Und der Rest gleich im neuen Artikel =)

  3. Pingback: AP-Krabbelgruppe heute: Babygeleitete Beikost oder Fingerfood statt Einheitsbrei | Einfach klein

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