Einfach klein

Ein Jahr Windelfrei. Eine Bilanz

EDIT: Dieser Artikel ist vom letzten Jahr, vom “alten” Einfach klein Blog. Damit ihr alles auf einer Seite nachlesen könnt, hole ich die ganzen Artikel nach und nach hier rüber.
Die Fortsetzungen “18 Monate Windelfrei” sowie “2 Jahre Windelfrei” folgen in Kürze…

 

Unser zweites Baby ist nun ein Jahr alt und seit Geburt „windelfrei“. Ich schreibe das bewusst in Anführungszeichen, weil windelfrei bei uns definitiv NICHT bedeutet hat, immer und ständig ohne Windel zu sein.

Aber sie wurde ab Geburt abgehalten, die ersten großen Geschäfte landeten schon in der Salatschüssel.  (Doch wirklich, wir hatten grad nichts anderes zur Hand)

Salatschüssel2

 

Wir mussten allerdings bald auf ein anderes Gefäß ausweichen, weil dieses kleine Baby sich beim Abhalten so dermaßen gründlich entleerte, dass die Schüssel halb voll war und der ganze Po auch zur Hälfte mit drin hing.

Also stiegen wir um auf einen extra für diesen Zweck angeschafften Mixbecher (Durchmesser ca. 15cm, Höhe ca.  18cm), den wir auch jetzt noch oft als Töpfchen benutzen.

Mixbecher2

 

Die ersten Monate zeigte sie sehr deutlich an, wenn sie mal musste. Von meckern, über grunzen, bis hin zu jammern, ihre Möglichkeiten waren vielfältig und wenn sie sich dann erleichtert hatte folgte ein zufriedenes Lachen.

Einmal, sie war ca. 7 Monate, wir waren auf einem Kindergeburtstag inmitten einer Horde Zweijähriger, kam sie zu mir gerobbt, starrte mir eindringlich direkt in die Augen und klopfte ungeduldig auf mein Bein. Ich wollte es nicht wirklich glauben, ging aber trotzdem mit ihr aufs Klo und siehe da, ein kleines Geschäft ins fremde Klo. Windel trocken, Kind zufrieden, Mutter wieder mal völlig hin und weg. Obwohl ich doch WEIß, dass sie es können, obwohl ich es jeden Tag SEHE, bin ich immer wieder total `überrascht´, dass es wirklich klappt.

Wir haben teilweise den ganzen Tag (24 Stunden) mit einer einzigen, trockenen Windel verbracht. Nachts hatte sie einen ganz festen Rhythmus, beim ersten Stillen pieseln, weiterschlafen, gegen 2 oder 3 Uhr noch mal pieseln und gegen Morgen stillen und nach dem aufwachen ein großes Geschäft und mehrere Kleine kurz nacheinander.

Die Signale hörten leider KOMPLETT auf, als sie ungefähr 7 oder 8 Monate alt war und begann, sich fortzubewegen.

Kein Jammern, kein Meckern, kein Blick, NICHTS. NADA. NIENTE!

Und nun? Wir haben uns dann einfach immer mehr auf Timing und Intuition verlassen. Nach dem Schlafen musste sie immer, wenn wir von draußen kamen und sie aus der Trage genommen haben auch, ganz oft nach dem Essen und draußen in den Wind pieseln ging eigentlich auch immer.

Nachts hat sie mich beim ersten Stillen gegen 23 Uhr angebrüllt, wenn ich sie wie immer abhalten wollte, also wurde das auch gestrichen. Sie hat gestillt und weitergeschlafen und pieselt seitdem irgendwann zwischen 23 und 3 Uhr in die Windel, ohne einen Mucks zu machen.

Seit ungefähr einem Monat (mit ziemlich genau 12 Monaten) fing sie wieder an zu signalisieren, mit Blicken, sich in den Schritt fassen und Mm- Mmm-Mmm sagen, kurz bevor sie muss. Das große Geschäft landet zu 95% im Topf, und wird mit einem Grunzen und Drücken angekündigt wenn wir zu Hause sind. In der Trage meckert sie und stößt sich weg, bis ich denke, `Ah ja, sie muss bestimmt mal´ und dann beim Abhalten gibt’s eine große Überraschung.

Wenn ich sie frage `Musst du mal?´ antwortet sie (!) mit Mmm-Mmm-Mmm wenn sie muss, wenn nicht, dann sagt sie einfach nichts.

Die Standard-Situationen klappen fast immer und zwischendurch, vor allem nachmittags, ist sie zu Hause fast immer ohne Windel, sagt aber auch manchmal nichts an und pieselt fröhlich drauf los. Danach kommt sie zu mir und zeigt `da, da, da!´ was sie gemacht hat. Wir lächeln, wischen und waschen und machen weiter mit unserem Tag.

Wir nutzen als Backup zur Zeit Höschenwindeln, die man schnell hoch und runter ziehen kann und ein aktives Kleinkind nicht lange von wichtigen Tätigkeiten abhalten. Auf den Rücken legen zum Wickeln wäre bei ihr mittlerweile UNMÖGLICH und allerhöchstens nachts im Halbschlaf irgendwie zu vollbringen.

(Während ich diesen Text schreibe, sitzt sie in der Babyschaukel aka Maxicosi und pieselt sang-und klanglos rein, ohne mit der Wimper zu zucken.
So ist das mit den Windelfrei-Kindern, sobald man denkt man hat es raus machen sie wieder was ganz anderes!)

Unsere Kommunikation ist an manchen Tagen, als hätten wir nie etwas anderes getan, ich verstehe jeden ihrer Blicke und deute alle Signale richtig, wir brauchen keine bis eine Windel und haben keinen Unfall; an anderen Tagen denke ich mir, warum mache ich das eigentlich, weil sie alle 20 Minuten eine neue Windel oder Hose bepieselt, obwohl ich sie 10 Sekunden vorher abgehalten habe.  Aber selbst an diesen Tagen klappen die Standard-Situationen.

Durch Windelfrei hat sie ein Gefühl dafür, was da unten vor sich geht, sie sagt mittlerweile auch ihre Worte fürs große und kleine Geschäft und signalisiert mit Handzeichen.

Ich sehe, dass sie sich nur in Unterhose und Leggins besser und sicherer bewegt sowie  deutlicher signalisiert als wenn sie eine Windel an hat.

Sie hatte noch nie einen wunden Po.

Sie straft alle Kinderärzte lügen, die behaupten, Kinder könnten ihre Schließmuskeln nicht kontrollieren, bevor sie 2 Jahre oder älter wären.

Für uns ist Windelfrei im ersten Jahr super gelaufen, hat uns viel Spaß gemacht und Stress erspart, Windelverbrauch reduziert und dem Baby herrliche Po-Freiheit beschert.

Wir würden´s wieder genauso machen!

Und jetzt ihr: Eure Erfahrungen bitte! Wie wars bei euch im ersten Jahr? Wann habt ihr angefangen? Seid ihr die einzigen in eurem Umfeld, die “windelfrei” unterwegs sind? Was lief gut/weniger gut? Was hat euch geholfen? Ich freu mich über eure Kommentare =)

Hier findet ihr die Fortsetzung, 18 Monate windelfrei und 2 Jahre windelfrei.

 

3 Kommentare zu “Ein Jahr Windelfrei. Eine Bilanz

  1. Andrea

    Daaaanke für diesen Bericht! Er lässt mich sehr hoffen. Wir praktizieren Windelfrei (mit Windeln) seit der 4. Lebenswoche und bei uns haben die Signale auch mit dem Krabbeln nach ca. 6 Monaten fast komplett aufgehört. Gerade geht es wieder los, aber ich checke es einfach nicht..

    Ich hoffe, es ist okay, wenn ich meinen Erfahrungsbericht hier verlinke, wenn nicht, lösche ihn einfach!

    http://www.glueckskind-natuerlich.de/ec-ein-erfahrungsbericht/

    Tausend Dank und Liebe Grüße
    Andrea :*

  2. Pingback: 18 Mama-Bloggerinnen, von denen du eine Menge über's Stoffwindeln waschen lernen kannst - Windelwissen

  3. Christiane Deutsch

    Ich bin gerade über Windelwissen.de hier gelandet (obwohl ich mich bis vor 10 Minuten gar nicht mit dem Thema beschäftigt habe… zufällig rutschte mir die Webseite vor die Nase) und bin total bgeistert von deinem Beitrag hier. Ich selbst habe 3 Kinder (2 Jungs und jetzt eine keine Nachzüglerin) und alle mit Windeln ausgestattet. Einfach auch, weil ich mir über Windelfrei nie so Gedanken gemacht habe. Jedenfalls nicht schon von Geburt an. Später wollte man natürlich die Kinder schnell Windelfrei bekommen, aber irgendwie liegt zwischen wollen und umsetzen doch eine Menge. Wirklich früh waren meine Kids daher nicht ohne Windeln unterwegs. Dein Beitrag jedoch läßt mich nachdenken und vielleicht sollte ich bei unser Tochter (die bereits 2 ist) das Thema Windelfrei doch vermehrt angehen. Den ich kann mir vorstellen das es für die Kids auch viel schöner ist ohne Windel umher zu laufen.

    Danke für den Einblick in einen windelfreien Haushalt =).
    Liebe Grüße
    Christiane

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