Oder vielleicht doch??!
Im Moment sieht es so aus, als ob es ab Juli 2015 keine freiberuflichen Hebammen mehr geben wird. Der Deutsche Hebammenverband e.V. verkündete vergangenen Donnerstag die Hiobsbotschaft:
Die Nürnberger Versicherung hat verkündet, dass sie zum 1. Juli 2015 aus den beiden letzten verbliebenen Versicherungskonsortien für Hebammen aussteigen. Sowohl beim Deutschen Hebammenverband (DHV) als auch beim Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands (BfHD) ist offen, wer die Hebammen dann noch versichert. Zahlreiche Anfragen bei alternativen Versicherungsunternehmen im In- und Ausland blieben bisher erfolglos.
Ohne die Versicherungen dürfen die Hebammen aber nicht arbeiten, sie können dann weder Hausgeburten, Geburtshausgeburten oder Beleggeburten mit 1:1 Betreuung im Krankenhaus anbieten. Und das ist noch nicht alles: es darf auch keine Schwangerenvorsorge und Wochenbettbetreuung mehr angeboten werden! Was das bedeutet ist zumindest allen klar, die selbst schon Kinder bekommen haben und dabei von einer (oder mehreren) Hebammen betreut wurden. Es ist eine absolute Katastrophe.
Es geht dabei nicht nur um Hausgeburten oder die Frage, ob ich eine Hebamme brauche oder nicht, es geht um das RECHT der Frauen, sich frei entscheiden zu können!
Diese Möglichkeit zur freien Entscheidung wird es dann nicht mehr geben. Alle Frauen MÜSSEN sich zur Vorsorge bei ihrem Arzt anmelden, MÜSSEN im Krankenhaus ihr Kind zur Welt bringen und in der Wochenbettzeit haben sie NIEMANDEN, der sowohl sie selbst als auch die Neugeborenen und nicht zuletzt die Väter betreut. Oder sie begeben sich dann eben zum Arzt.
Es ist schlicht ein Skandal, dass dieses traurige Szenario durch die Politik nicht gebremst wird.
Die meisten Frauen, die schwanger sind, sind eben “nur” schwanger und nicht krank. Sie brauchen niemanden, der ihre Schwangerschaft, ihre “gute Hoffnung” pathologisiert und sie verunsichert. Sie brauchen in erster Linie jemanden, der sie unterstützt, ihnen kompetent und einfühlsam (!) zur Seite steht während der Schwangerschaft und in der Zeit nach der Geburt.
Hebammen können all das, und noch viel mehr.
Ein paar Fakten:
Hebammen dürfen und können normale physiologische Geburten ALLEIN betreuen. Ärzte DÜRFEN dies nicht. Sie MÜSSEN eine Hebamme hinzuziehen!
Hebammen können ohne Technik wie Ultraschall oder CTG Daten des Kindes herausfinden; sie erkennen durch abtasten und abhören wie das Baby liegt, wie groß und schwer es ungefähr ist, wie viel Fruchtwasser vorhanden ist, wie die Herztöne sind usw. Es gibt wenig Ärzte, die sich dafür überhaupt die Zeit nehmen. Meine eigene Ärztin, so kompetent sie auch ist, hat während meiner beiden Schwangerschaften NICHT EIN EINZIGES MAL meinen Bauch abgetastet! Es ist meiner Meinung nach ein großes Geschick und Können, um auch OHNE die ganze Technik Informationen aus dem Bauch zu bekommen.
Hebammen können Hausbesuche machen und die Frauen da unterstützen, wo sie es am dringendsten benötigen. Eine Hochschwangere alle zwei Tage zum Arzt rennen zu lassen, evtl. wenn sie sogar noch mehrere Kinder zu versorgen hat, ist eine Zumutung. Die Hebamme, die nach Hause kommt und sich Zeit nimmt (meist mindestens eine Stunde!) dagegen klingt fast schon wie purer Luxus.
Sie kommt bei Bedarf auch abends und ist eben nicht nur für körperliche Beschwerden zuständig! Wie sehr haben unsere Hebammen uns geholfen, gerade in den ersten wahnsinnigen Wochen mit frischem Baby! Sei es, den Milchstau zu behandeln, das Baby zu pflegen und zu wiegen, oder einfach nur da zu sein und zuzuhören, wenn der erste Babyblues einen erwischt!!! Wie Björn Schönfeld sagte, sie ist manches Mal diejenige, die einem den Boden unter den Füßen wieder geben kann!
Auch in der Vorsorge während der Schwangerschaft sind Hebammen kompetente Ansprechpartner, die mehr Zeit haben, als jeder Arzt, bei dem ich bisher war. Wenn ein Arzt denn mal erreichbar ist -nach durchschnittlich 1-2 Stunden Wartezeit- dann dauert die Untersuchung meist nicht mal ein Drittel der Zeit, wohingegen eine Hebamme wieder eine volle Stunde zur Verfügung hat, um alle Sorgen, Ängste oder Fragen zu besprechen. DAS ist umfassende Betreuung. DAS ist bedürfnisorientierte Arbeit!
Versteht mich nicht falsch, es soll nicht heißen, dass ein Beruf besser oder schlechter ist als der andere. Ich will nur darauf aufmerksam machen, dass ein Arzt/Ärztin eben zur Behandlung von KRANKHEITEN ausgebildet ist und eine Hebamme zur Betreuung von Schwangeren, Geburten und Wochenbetten! Diese beiden müssen sich meiner Ansicht nach UNBEDINGT ergänzen, es DARF nicht sein, dass der Hebammenberuf ausstirbt!
Was das für Folgen hat, können wir mittlerweile in den USA beobachten, wo es fast keine Hebammen mehr gibt und seit dem Rückgang der Hebammenbetreuung die Mütter- und Säuglingssterblichkeit erschreckend angestiegen ist und teilweise so hoch ist wie in Entwicklungsländern!
Wenn die Hebammen in Deutschland verschwinden, sieht es düster aus für die Geburtshilfe.
Deshalb müssen wir JETZT aktiv werden!
Jana Friedrich vom Hebammenblog hat für euch hier mal zusammengefasst, was es für Möglichkeiten gibt.
Auch Hebamme Anja erklärt hier klar und deutlich, warum wir uns ALLE für die Erhaltung des Hebammenberufes einsetzen müssen.
Wir können JETZT mit unserer Unterschrift unsere Stimme abgeben, FÜR Hebammenhilfe in Deutschland, FÜR umfassende und kompetente Unterstützung jeder Schwangeren und Familie durch Hebammen, FÜR Wahlfreiheit, FÜR eine sichere Geburt, egal an welchem Ort und FÜR den besten Start ins Leben. Das geht uns ALLE an, egal ob Teenager, junge Familie oder Großelterngeneration, wir ALLE müssen uns jetzt dafür einsetzen!
Es ist so EINFACH, nur wenige Mausklicks können schon etwas BEWEGEN!
Hier auch noch mal der Link zur Petition:
http://www.change.org/de/Petitionen/lieber-herr-gr%C3%B6he-retten-sie-unsere-hebammen
Ich bitte euch alle DRINGEND, diese Petition zu unterschreiben!
Wir können etwas tun, wir MÜSSEN etwas tun, und JEDER EINZELNE von euch kann etwas bewirken!!!! Bitte helft mit!
Mehr Informationen findet ihr auch hier:
http://www.hebammenverband.de/
http://www.hebammenunterstuetzung.de/
https://www.facebook.com/groups/hebammenunterstuetzung/
https://www.happybirthday-deutschland.de/2014/02/ich-danke-meiner-hebamme-und-du/