Einfach klein

Stillen in der Kita- muss das sein?!

Hier ist es ja etwas ruhiger geworden in letzter Zeit, denn zwischen neuem Arbeitsalltag, Familie und Blog muss einer zurückstecken. Leider komme ich dabei nicht mehr so oft zum schreiben, aber heute muss es sein—

Wieder einmal lese ich von einer Mama, die auf Grund des Stillens diskriminiert und beschämt wurde. Eine Erzieherin hätte sie angesprochen, andere Eltern der Kita hätten sich beschwert, dass sie ihr Kind in der Kita stillt. Sie wurde gebeten, nicht in der Kita zu stillen. Auch nicht direkt davor auf der Bank. What. The. Actual. F***.
Wie lange ein Kind gestillt wird, entscheiden im besten Fall nur Mutter und Kind.
Die Stillbeziehung wird von diesen beiden geführt und niemand anderem. Es geht andere Eltern nichts an, ob, wann, wo oder wie lange ein Baby oder auch Kleinkind gestillt wird. Stillen ist die normale Ernährung für Menschenbabys und auch im Kleinkindalter ist Muttermilch sehr wertvoll und gesund. Stillen ist normal. Stillen gehört dazu. Die Weltgesundheitsorganisiation WHO empfiehlt ausschließliches Stillen die ersten sechs Monate und danach bei geeigneter Beikost MINDESTENS zwei Jahre und darüber hinaus, so lange Mutter und Kind es wünschen!

Niemand hat das Recht, dir vorzuschreiben, wie lange oder wo du dein Baby (oder Kind!) stillen sollst.
Das ist allein eure Entscheidung. Andere Eltern, die es stört, wenn du dein Kind in der Kita stillst, können dich persönlich ansprechen und darüber reden, oder dich bitten, es nicht zu tun. Aber sie haben kein Recht darauf.
Die Erzieherin, der diese Beschwerde von anderen Eltern bekommen hat, sollte sich klar positionieren und zwar im Sinne des Stillens. Da wird eine Mutter gebeten, erst zu gehen, die Kita zu verlassen und bitte auch nicht draußen auf der Bank…
Das darf nicht sein. Wenn Eltern sich gestört fühlen, muss ein gemeinsamer Dialog stattfinden, aber auf Grund einer Beschwerde einer Mutter das Stillen zu untersagen, das geht einfach nicht!
Werden denn andere Eltern auch gebeten, die Kinder erst draußen oder zu Hause zu küssen? Oder darf in der Garderobe auch kein Keks oder Brot gegessen werden? Kuscheln ja, aber bitte nur zu hause, oder außer Sichtweite??!
Warum ist es immer Stillen, oder die stillende Frau, die Rücksicht nehmen muss und am besten verschwinden und sich verstecken? Warum sehen andere Eltern nicht einfach weg, wenn es sie stört?
Es ist wieder und wieder die alte Debatte, wie “normal” darf stillen sein?
Darf es überall sein? Darf man sich daran stören? Darf man es unpassend oder unangemessen oder gar obszön finden? Darf ich “das” nicht sehen wollen?

Ich glaube, ja. Jeder hat das Recht dazu, Stillen gut oder schlecht oder praktisch oder doof zu finden. ABER. Niemand hat das Recht, jemand anderem vorzuschreiben, wie er damit umzugehen hat. Wenn MICH das stillen stört, dann muss ICH einen Weg finden, damit umzugehen. Ich kann wegschauen. Ich kann warten, bis die stillende Mama weg ist. Ich kann sie fragen, ob sie bitte warten könne mit dem Stillen. Ich kann mich informieren, warum sie überhaupt noch so lange stillt (das Kind aus der Geschichte ist 2 Jahre klein). Ich kann mich selber fragen, warum so etwas wie Stillen mich so sehr stört. Warum ich es nicht ertragen kann, dass andere ihr Kind in der Garderobe stillen.
Es hat aber einfach niemand das Recht zu verlangen hier oder da nicht zu stillen. Das ist respektlos und unangemessen.
Man stelle sich vor, Frau A beschwert sich bei der Erzieherin über Frau B, weil Frau B immer so knappe Shorts trägt und man ihre Cellulite sieht. Das möchte Frau A einfach nicht sehen.
Oder Frau A beschwert sich, dass Frau B immer so doll geschminkt ist, was sollen denn die Kinder daraus lernen! Das geht doch nicht.
Wie lächerlich das ist, auf fast jede andere Situation übertragen. Nur beim Stillen sind plötzlich alle der Meinung, sie dürfen sich einmischen und ihr Recht auf “Ich will das nicht sehen” ist mehr wert als das Recht auf “Ich will mein Kind stillen” oder das Recht des Kindes auf “Ich will stillen”.

Und auch hier wieder, je öfter stillende Frauen mit ihren stillenden Kindern “in der Öffentlichkeit” -also überall- zu sehen sind, desto normaler kann es endlich werden.
Ja selbst ich, viele Jahre vor meinen eigenen Kindern, fand es mehr als sonderbar, wenn ältere Kinder gestillt wurden. Je öfter ich es sah, desto normaler wurde es. Mittlerweile, nach vielen Elternberatungen, Krabbelgruppen und Kursen habe ich so viele Babys, Kinder und Brüste gesehen, daran ist nichts sonderbares oder seltsames oder gar anstößiges. Es ist einfach nur eine Brust. Eine Frau, ein Baby und die biologisch vorgesehene Nahrung für dieses Kind.
Ja, auch ein 2 oder 3 oder 5-jähriges Kind.

Also Mamas, stillt eure Babys, stillt eure Kinder, seid stolz auf euren Körper und auf eure Stillbeziehung. Ihr müsst euch nicht verstecken oder das Stillen verheimlichen.
Genießt es, solange ihr wollt. <3

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9 Kommentare zu “Stillen in der Kita- muss das sein?!

  1. Nadine

    Puh das ist echt mies. Deinen Vergleich mit der Cellulite und der Schminke finde ich klasse! So ist es tatsächlich. Ich stille meine Kinder immer wenn sie das Bedürfnis dannach verspüren. Wo das ist, ist völlig irrelevant. Und wer was davon hält auch. Wir essen doch auch überall und keiner stört sich daran. Ob ich das sehen will interessiert auch niemanden.
    Liebe Grüße
    Nadine

  2. zwerg

    Tja, also das mit der WHO-Empfehlung… Ich erwähne das auch jedesmal, aber erst hat mir meine Familie erklärt (DIE Experten natürlich), dass sich das nur auf Afrika beziehen würde. Na gut, Familie hin oder her.
    Bei der letzten (und bisher erst zweiten) Brustentzündung hat mir der Arzt im Krankenhaus aber
    1. dazu geraten Abzustillen
    2. weil das in dem Alter (das Kind ist 1 1/2) ja nicht mehr normal ist
    3. bezieht sich die WHO ja nur auf Afrika und
    4. Bekomme ich ja dann immer wieder Brustentzündungen, quasi am laufenden Band.

    Was soll ich da noch sagen? … Ich hab auf’s Weiterstillen bestanden und das ein ganzes Wochenende immer wieder durchsetzen müssen, bis ich am Montag auf wackeligen Beinen und auf “eigene Gefahr” das KH verlassen habe. Ich möchte hier gar nicht alle Schwierigkeiten aufzählen, die das KH gemacht hat, aber:
    Der Arzt! Wieso sagt der sowas? Wir hatten argumentativ eine Patt-Situation erreicht (ich immer wieder “WHO”, er immer wieder “Auslegung der Studien”) und am Ende fragt er mich, ob ich morgen früh dann mit der Abstill-Tablette beginne. Da hab ich dann erkannt, dass wir auf unterschiedlichen Planeten leben.

    1. Susanne

      Was soll ich sagen Ärzte meinen oft das sie das Ihrer Meinung nach vermeindlich beste auch gegen den Willen der Patienten durchzoxen mussen! Und die Mediziner haben es nicht so mit still freundlich unser kaleb hat standardmäßig Flächen bekommen ob wohl sie wussten das ich stillen möchte

  3. Franzi

    Vielen Dank für’s Mut machen. Ich nicke beim Lesen mit dem Kopf und wundere mich einmal mehr über die Welt.

  4. Klara

    Ich bin diese elendige Diskussion auch langsam satt. Mein Kleiner wird jetzt 2 und ja er wird noch gestillt. Na und??? Aber manchmal sind die Kommentare oder Blick schon etwas verletzend. Mich würde interessieren wie du damit umgegangen bist/bzw umgehst.

  5. LiHu

    Schöner Beitrag. Meine Kleine ist 13 Monate und isst außer Muttermilch zwar alles, aber davon bei Weitem nicht genug. Dementsprechend stille ich praktisch noch voll. Milch aus der Flasche wird eh rigeros abgelehnt. Inzwischen habe ich mich damit abgefunden dass sie selber wissen wird, wann es Zeit ist auf die Brust zu verzichten. Und obwohl ich gerne stille, hätte ich meinen Körper auch gern mal wieder für mich. Tatsächlich überlege ich mir manchmal zweimal ob ich hier oder da hingehe, weil ich die Kleine dann stillen muss. Danach fasse ich mir aber gleich an den Kopf und denke mir, dass es nun wirklich niemanden was angeht ob ich noch stille oder nicht. Unser Kinderarzt war zum Glück sehr entspannt und ich muss sagen, dass ich eigentlich vorwiegend positive Reaktionen sehe. Ich glaube das Problem spielt sich vorwiegend in meinemKopf ab. Bei deiner Geschichte finde ich vor allem das Verhalten der Erzieherin erschreckend. Wahrscheinlich denkt nur die eine Mutter so….

  6. Nadia

    Hi! Danke fürs schreiben und das mut machen ;0) Bei uns war das ähnlich, ich sollte 1 monat vor der krippeneingewöhnung abstillen (krippenbesuch mit 14mon nur vormittags – um kontakt zu gleichältrigen zu haben da sonst kaum möglichkeiten, nicht ganztag od wg jobwiedereinstieg), das sagte uns die erzieherin… dann natürlich nicht abgestillt, weil es für unser kind noch nicht der zeitpunkt war… die eingewöhnung lief/läuft langsamer u mühsamer wegen der engen beziehung zur mutter ( ich bin doch froh ihr einen sicheren hafen bieten zu können!) … tja, bald wird sie 19 mon alt und stillen tun wir immer noch- was wäre mit dem immunsystem in letzter zeit ohne mumi gewesen(?) sie hat dauerhusten seit 3 mon obwohl sie bis zum 1. geburtstag nie krank gewesen war. also, entscheiden und verantworten muss das die mutter, kein außenstehender. lg an alle betroffenen

  7. Karo

    Hey alle,

    schon spannend was für ein heißes Eisen das lange Stillen offenbar war und ist!

    Überall mehr oder weniger nackte Leute in TV und Werbung finden wir alle heute normal, das war vor 50 Jahren undenkbar in der Form. Brüste im “sexy” Kontext sind gesellschaftlich offenbar angekommen.

    Aber ein kleines Kind, das ganz arglos irgendwo gestillt werden will ist ein Skandal?? Brüste im Zusammenhang mit Nähe, Nahrung, Kleinkind usw. sind wohl doch noch zu “anstößig” für diese Gesellschaft.

    Vielleicht sind unsere Kinder damit später schon entspannter weil sie es ganz normal finden – hoffen wir es!

    Bis dahin: schönes Weiterstillen! (Hier auch, 19 Monate mittlerweile)

    LG!

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