Einfach klein

Mit Stoffwindeln im Urlaub- Gastartikel

Nach meinem Gastartikel bei Nestling.org über Stoffwindeln haben mich viele Fragen erreicht, ob es denn auch möglich ist, im Urlaub mit Stoffwindeln zu wickeln.
Ja, ist es natürlich. Maria hat für euch ihre Erfahrungen aus dem Campingurlaub aufgeschrieben…

Windeln Leine schräg

Wickelwildnis 

Windelfrei & Stoffwindeln beim Camping – ein Erfahrungsbericht

1. Zuhause

Zuhause lief es in den letzten Wochen so, dass unser Sohn (17 Monate alt) meist nackig oder mit einem Trainerhöschen herumlief und größtenteils (ca. 80%) ansagte, wann er pullern musste. Das große Geschäft ging zu 90% ins Klo. Nachts wurde er bei Blasendruck unruhig, dann pullerte er und ich wechselte sofort die Windel, während er schon wieder tief und fest schlief. Abhalten ließ er sich nachts noch nie aber so war es okay für uns alle.
So viel zur Ausgangslage.

2. Das Vorhaben & Vorbereitung

Wir wollten mit dem Auto und dem Zelt durch Schweden reisen. Das bedeutete: keine festen Tagesabläufe, selten fließend Wasser, erst recht keine Waschmaschinen oder Windeltonnen, da wir “wild” campen wollten, also in der freien Natur und nicht auf Zeltplätzen.
Wir haben lange überlegt, welche und wie viele Windeln wir mitnehmen. Schließlich fiel die Wahl auf Mullwindeln: sie haben ein relativ kleines Packmaß, halten viel aus und trocken enorm schnell. Wir nahmen ca.  20 davon mit. Oben drüber entschieden wir uns für gDiaper (6 Stück) und Nachts für Max&Menos PUL-Überhosen (2 Stück) mit Prefolds (3 Stück) bzw. hofften wir, auch nachts mit den Mullwindeln auszukommen.
Außerdem besorgten wir zwei große Wetbags, in die ca. 25 Windeln oder aber auch nasse Badesachen und Handtücher passen. Wir wussten ja nicht, ob und wann wir waschen und trocknen können, also brauchten wir eine praktische Lösung der Aufbewahrung. Der Vorteil der Wetbags ist, dass zwar Luft (zum trocknen) hinein aber kein Geruch heraus kommt. Somit konnten wir die benutzten Windeln problemslos 2-3 Tage im Auto transportieren.
Zum Waschen füllten wir einfach etwas von unserem Ullrich natürlich Waschmittel ab und nahmen es mit. Außerdem hatten wir sowieso ein biologisch abbaubares Allround-Spülmittel dabei, dass wir zum Duschen, für den Abwasch und die Wäsche nutzten.

Windelwäsche

3. Die ersten Tage

All die neuen Eindrücke und auch der neue Tagesablauf stellten eine große Herausforderung für unseren Windelfrei-Alltag dar. Oder anders gesagt: es klappte (fast) nichts mehr!
Wir hielten ihn wie gewohnt nach dem Schlafen oder nach dem Autofahren ab und das Angebot nahm er auch ausnahmslos an. Allerdings sagte er den Rest des Tages über nur noch sehr selten Bescheid, wenn er musste. Bereits am zweiten Tag ging zwei Mal das große Geschäft in die Windel. Als ich kurz vorher glaubte, er müsse mal, hielt ich ihn extra lange ab aber irgendwann streckte er sich durch und wollte nicht mehr. Keine fünf Minuten später setzte er sich zu mir auf einen Baumstamm und drückte einfach. Das hätte er Zuhause nie gemacht! Dort gab es ein großes Drama, wenn auch nur ein bisschen was ins Höschen ging.
Man muss dazu erwähnen, dass unser “Baby” eine Woche vor unserem Urlaub Laufen lernte und nun natürlich fleißig üben musste. Außerdem spricht er grad seine ersten Worte und bekommt ein paar neue Zähne. Alles in allem also keine idealen Voraussetzungen für windelfrei. Also nahmen wir es einfach, wie es kommt. Ändern konnten wir es ja eh nicht.

4. Das Waschen

Am dritten Tag waren wir auf einem Campingplatz und verbrachten einfach einen ganzen Tag dort, anstatt weiter zu fahren. Diese Zeit nutzten wir, um die Windeln zu waschen und aufzuhängen. Alles kein Problem.
Beim Ausdrücken fragte ich mich selbst, ob es mich nun stört, im Urlaub vollgepullerte Windeln in Handarbeit auszuwringen. Nein, wirklich nicht. Ganz ehrlich, es stört mich nicht. Ich wusste vorher, was auf uns zukommt und ich mache das hundert mal lieber, als diesen kleinen süßen Babypo in Plastik zu wickeln. Sicher wäre das einfacher. Aber einfacher ist, wie bei so vielen Dingen im Umgang mit Kindern, vielleicht nicht immer der bessere Weg. Für uns passt es so, wie es ist und wir sind froh, dass wir uns getraut haben.

Windeln Leine Wald

5. Das Fazit

Insgesamt waren wir zehn Tage unterwegs und haben drei Mal die Windeln gewaschen: einmal unter fließend Wasser im Waschbecken, einmal in der Ostsee und einmal auf einem Campingplatz in der Waschmaschine. Nachts hat er zwar manchmal mehr gepullert als Zuhause (dafür gab es aber auch komplett trockene Nächte) aber es ist nichts ausgelaufen. Mit unserer Windelauswahl waren wir sehr zufrieden. Da in Schweden ständig Wind weht, trockneten die Mullwindeln blitzschnell während wir am Strand lagen. Die Baumwollhosen der gDiaper brauchten erstaunlich lange, obwohl sie so dünn sind.

Windelwäsche Maria

Stoffwindeln für unterwegs waren bei uns also absolut kein Problem und auch kein Stressfaktor im Urlaub. Dass windelfrei nicht ganz so gut geklappt hat, ist schade aber logisch und wir gaben uns Mühe, uns nicht zu ärgern. Sobald wir Zuhause waren, ging alles wie gewohnt ins Klo, mit dem Zusatz, dass er jetzt nicht nur quengelt, wenn er muss, sondern manchmal “Pipi” sagt. Wir würden es immer wieder so machen :)

2 Kommentare zu “Mit Stoffwindeln im Urlaub- Gastartikel

  1. Steffi

    Schöner Bericht- Maria!!!! Auch wir haben uns mit stoffys in den Urlaub getraut- ich könnte zwar platzmässig alles mitnehmen, letztlich war es viel zu viel in für mich war das waschen und sogar die handwäsche easy und ich habe es auch nicht als “Stress” empfunden. Ich glaube man muss sich nur trauen und einfach vorher gut überlegen was universell im Urlaub genutzt werden kann

  2. Jule

    Danke für den knappen, aber optimistischen Bericht!
    Ich kann ein paar Eindrücke aus unserem Windelfrei-/Stoffwindel-/Fahrrad-Campingurlaub beisteuern ;)

    Wir waren insgesamt zwei Wochen mit zwei Kindern unterwegs. Zwei entscheidene Faktoren kommen beim Fahrradurlaub gegenüber der KFZ-Variante noch hinzu: Gewicht und Packmaß spielen eine Rolle und das Transportieren von nassen Windeln ist trotz Wetbag eigentlich nicht möglich/nicht so schön. Wir haben uns ebenso für Mullis (ca. 10 Stk.), dazu einige Mini-Prefolds, und Überhosen entschieden, für die Nacht hatte ich 2 Wollüberhosen und für tagsüber GroviaShells eingepackt.

    Unterwegs, während der Fahrt, klappte windelfreitechnisch so gut wie gar nichts. Ein Meckern als Signal für ein Ausscheidungsbedürfnis war nicht zu unterscheiden von Bewegungsmangel oder Langeweile im Kindersitz oder Anhänger. Nicht schlimm, nach dem Wechseln haben wir die nassen, bunten Pipiwindeln einfach an Sitz oder Hänger angeknotet und wehen lassen, so dass sie nach ein paar Stunden Fahrt trocken waren und verpackt werden konnten. Manchmal habe ich sie gleich nochmal verwendet. Gewaschen wurde jeden Abend im See.

    Wenn wir gerade nicht geradelt sind bzw. abends/morgens am Zelt ist Mini der Einfachheit halber eigentlich immer “unten ohne” unterwegs gewesen. Wir hatten ein Töpfchen mit, was sie auch rege genutzt hat. Die Standardsituationen konnten wir gut abfangen.

    Allerdings hatten wir ein paar mal ein großes Geschäft in der Windel oder free floating vorm Zelt abgesetzt, was für uns eine vollkommen neue und in der Planung daher vernachlässigte Situation darstellte ;) Sowas wie Waschlappen oder Feuchttücher kamen in meinem Reiseplan nicht vor ;) Aber Wasser aus Fahrradflaschen und ein paar Taschentücher konnten Abhilfe schaffen, diese Windeln habe ich dann natürlich nicht flattern lassen, sondern eben doch verpackt bis zur nächsten Waschgelegenheit ;)

    Ich fand es auch nicht im mindesten stressig, das gemeinsame Waschen der bunten Windeln im See war schnell ein liebgewonnenes Abendritual. Das Töpfchen oder manchmal auch das Zeltplatzklo waren gern genommene Gelegenheiten für unser Igelkind. Nur beim Fahrradfahren sollte man sich das Abhalten nicht vornehmen und eine dichte Windel anziehen. Auch ohne das Abhalten wird man von zwei Kindern alle paar Minuten zum Pausieren gezwungen, entweder kriecht gerade eine Eidechse über die Straße oder ein Powerriegel ist fällig oder der Kinnriemen vom Helm ist verrutscht…. Da braucht man die restliche Zeit, um einfach mal Kilometer zu machen.

    LG! Jule

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