Einfach klein

“Würdevolles” Schlagen gibt es nicht!

Heute ging es durch alle Kanäle: Der Papst hat erklärt, dass er das Schlagen von Kindern befürworte, “wenn sie ihre Würde behalten”.

Ich muss sagen, ich kann es gar nicht so recht in Worte fassen, wie ich das finde. Furchtbar, entsetzlich, skandalös, unfassbar und traurig beschreiben es nur sehr unzureichend. Zugleich macht es mich so unheimlich wütend!
Wütend auf eine Welt, in der es immer noch so verbreitet ist, den kleinsten und schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft Gewalt anzutun. Wütend auf eine Kirche, einen Papst, der das Schlagen von Kindern befürwortet und es als notwendige Erziehungsmaßnahme ansieht. Wütend auf die vielen Anhänger der Kirche, vor allem in den USA, die nun noch eine Rechtfertigung mehr haben, ihre Kinder zu schlagen. (Das amerikanische Gesetz erlaubt es den Eltern, ihre Kinder körperlich zu strafen.)
Es macht mich krank zu wissen, dass so viele Kinder tagtäglich in ihrem Zuhause Bestrafungen und Schlägen durch ihre Eltern ausgeliefert sind.

Der Papst hat hier also sowas von gründlich mitten ins Klo gegriffen, da fehlen mir echt die Worte!

Es ist immer ein Angriff auf die Würde des Menschen, wenn er geschlagen wird. Schlagen, und dazu gehört auch der Klaps auf den Po oder die Finger und die berühmte Ohrfeige, ist immer Gewalt und zum Glück in Deutschland per Gesetz verboten!
Jeder, der sich für Gewalt an Kindern ausspricht, macht sich in meinen Augen mitschuldig, wenn einem Kind dann mit Verweis auf die Worte des Papstes Gewalt angetan wird.

Es darf einfach nicht sein, dass eine derart primitive Ansicht vom Oberhaupt der katholischen Kirche verbreitet wird. Wenn ich es richtig verstanden habe, beschrieb er voller Bewunderung einen Vater, der seine Kinder schlägt, aber niemals ins Gesicht, damit sie ihre Würde nicht verlieren. Es ist einfach unfassbar, dass Schläge ins Gesicht und Schläge auf andere Körperteile des Kindes in dem Fall einen Unterschied machen sollen…
Ich bin so schockiert und hoffe inständig, dass der Papst sich in den nächsten Tagen besinnen wird und seine Äußerungen widerrufen und richtigstellen wird.

Bis dahin (und natürlich auch noch danach) appelliere ich an euch: Liebt eure Kinder, seid ihnen gute Vorbilder, zeigt ihnen, dass Bestrafungen, Gewalt und Schläge in ihrer und eurer Welt keinen Platz haben und macht euch dafür stark, dass Kindern keine Gewalt angetan wird. Unsere Kinder lernen es von uns und dürfen hoffentlich irgendwann in einer Welt leben, in der es selbstverständlich ist, dass Gewalt an Kindern ebenso inakzeptabel ist wie jegliche Gewalt an ALLEN Menschen!

Zuletzt möchte ich euch noch einen Auszug aus der berühmten Rede von Astrid Lindgren zum Lesen geben. Diese Rede hat sie gehalten, als sie 1978 den Friedenspreis verliehen bekam:

Jenen aber, die jetzt so vernehmlich nach härterer Zucht und strafferen Zügeln rufen, möchte ich das erzählen, was mir einmal eine alte Dame berichtet hat. Sie war eine junge Mutter zu der Zeit, als man noch an diesen Bibelspruch glaubte, dieses “Wer die Rute schont, verdirbt den Knaben”.

Im Grunde ihres Herzens glaubte sie wohl gar nicht daran, aber eines Tages hatte ihr kleiner Sohn etwas getan, wofür er ihrer Meinung nach eine Tracht Prügel verdient hatte, die erste in seinem Leben. Sie trug ihm auf, in den Garten zu gehen und selber nach einem Stock zu suchen, den er ihr dann bringen sollte. Der kleine Junge ging und blieb lange fort. Schließlich kam er weinend zurück und sagte: “Ich habe keinen Stock finden können, aber hier hast du einen Stein, den kannst du ja nach mir werfen.”

Da aber fing auch die Mutter an zu weinen, denn plötzlich sah sie alles mit den Augen des Kindes. Das Kind musste gedacht haben, “Meine Mutter will mir wirklich weh tun, und das kann sie ja auch mit einem Stein.”

Sie nahm ihren kleinen Sohn in die Arme, und beide weinten eine Weile gemeinsam. Dann legte sie den Stein auf ein Bord in der Küche, und dort blieb er liegen als ständige Mahnung an das Versprechen, das sie sich in dieser Stunde selber gegeben hatte: “NIEMALS GEWALT!

 

4 Kommentare zu ““Würdevolles” Schlagen gibt es nicht!

  1. Indro

    Ein sehr schöner und wahrer Text, den du da geschrieben hast. Ich kann dir da ohne Ausnahmen zustimmen. Wenn ich sowas lese, bin ich noch zufriedener darüber, dass meine Verlobte aus der Kirche ausgetreten ist. Sie ist übrigens auch ganz deiner Meinung und hat genau wie du über dieses Thema einen Blogbeitrag veröffentlicht ( http://www.sie-ist-schwanger.de/2015/02/paepstlicher-als-der-papst-warum-es-nie-in-ordnung-ist-seine-kinder-zu-schlagen-auch-nicht-mit-respekt/).

    Liebe Grüße,
    Indro

  2. Isabel

    Wir müßen aufhören christlich mit “menschlich” oder “mitfühlend” gleichzusetzen. Die katholische Kirche beweist doch seit Jahrhunderten dass das eine mit dem anderen GAR NICHTS zu tun hat. Ich bin über diese Aussage auch schockiert aber überrascht ? Nicht wirklich. Die Kirche steht für Gewalt, Missbrauch und Ausgrenzung. Ob jetzt gegen Kinder, Homosexuelle oder Andersgläubige.

  3. Anne

    Ich bin ebenfalls absolut der Meinung, dass es keinerlei Entschuldigung, Rechtfertigung, Begründung gibt, warum ein Kind in irgendeiner Weise körperlich “gezüchtigt” werden darf (oder sogar soll).

    Aaaber: das ist unsere westliche, aufgeklärte Sicht.

    Wer bei dieser Diskussion ignoriert, dass es in dieser Welt in den meisten Ländern noch erlaubt ist, Kinder zu schlagen, argumentiert in meinen Augen scheinheilig, wenn er dem Papst Rückständigkeit vorwirft.

    Keine Frage: mit westeuropäischer Sicht ist die Aussage indiskutabel.
    Betrachtet man das aus Sicht von Kindern, die sogar noch von ihren Lehrern geschlagen werden dürfen (lt Gesetz z.B. auch noch in einigen US Bundesstaaten erlaubt!), ist es
    d u r c h a u s ein Fortschritt
    was der Papst gesagt hat. Viele derer, die ihre Kinder “zu deren Bestem” schlagen, haben sich vielleicht noch nie die Frage nach deren Würde gestellt.

    Ich finde, das sollte man nicht außer Acht lassen.

  4. Hanna

    Über genau diese Aussage musste ich mich auch fürchterlich aufregen bzw. schreiben – wie kann man denn als Oberhaupt einer “liebenden” Kirche eine solche Aussage treffen? Was werden in Zukunft “christliche” Eltern sagen zur Rechtfertigung, warum sie ihre Kinder schlagen? Das ist in Ordnung, denn ich schlage sie nicht ins Gesicht? Das können die schon ab, solange ich sie noch respektiere?
    Es ist nie in Ordnung, Gewalt gegen Kinder anzuwenden – egal, in welcher Intensität und egal, welcher Art. Auch seelische Gewalt fällt meiner Meinung nach darunter. Das einzige, was Kinder verdient haben – da hast du absolut Recht, ist bedingungslose Liebe!!!

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