Einfach klein

Windelfrei- alles nur Vorurteile.

Als ich anfing, mich mit dem Thema Windelfrei und Babys Ohne Windeln zu beschäftigen, bin ich zunächst mal viel im Internet herumgesurft, um möglichst viele Informationen zu finden. Ein paar sehr gute Links mit vielen Tipps und so ziemlich allen Infos findest du am Ende des Posts.

Auf der Suche nach Informationen  stößt man ja fast unweigerlich auf verschiedene Internetforen und viele viele Meinungen zum Thema.

Heute gibt es für euch mal eine kleine (unvollständige) Gegenüberstellung der gängigsten Vorurteile, die ich im Netz über Windelfrei finden konnte, und die dazugehörige Realität.

Ihr dürft mich gerne ergänzen, falls ich etwas vergessen habe =)

 

„Wenn man nur ein Kind und eine Haushälterin hat, mag man ja die Zeit dazu haben, aber wer will schon eine Haushälterin einstellen, um seinen schlafenden oder auch wachen Säugling permanent zu überwachen.“

Ein sehr beliebtes Vorurteil: Für Windelfrei braucht man SO. VIEL. ZEIT!

Fakt ist: Die wenigsten Eltern die ich kenne, die Windelfrei praktizieren, haben an einem Tag mehr als die üblichen 24 Stunden zur Verfügung und auch keine Haushälterin; sie alle bauen Windelfrei so in ihren Alltag ein, wie es zu ihnen passt. Das kann bedeuten, dass das Baby oft eine Windel anhat und nur zu den Standard- Situationen abgehalten wird (Nach dem Aufwachen, nach dem Spielen, während/nach dem Stillen, beim Ankommen/vorm Verlassen eines Ortes).

Es kann aber auch heißen, dass das Baby bei jedem Windelwechsel oder nur morgens und abends einmal abgehalten wird. Und das braucht auch nicht mehr Zeit, als das ganz normale Wickeln.

Und einen Säugling permanent überwachen? „Überwachen“ klingt in der Tat nach 24/7 daneben sitzen und NICHTS anderes  tun. Aber auch das macht kein normaler (Windelfrei)Mensch. Denn erstens machen die meisten Babys nicht im Schlaf, sondern kurz nach dem Aufwachen, und zweitens lässt man doch den Säugling in den ersten Monaten eh kaum aus den Augen. Und wenn man nach Signalen für Hunger oder Müdigkeit schaut, kann man „Ich muss mal“ einfach noch dazu fügen.
Und mit Baby in der Trage kann man auch prima ohne Haushälterin arbeiten ;-)

 

„Meine Freundin hat  angefangen, als ihre Tochter 3 1/2 Monate war, viel später darf man auch nicht anfangen, da sie es sonst schon verlernt haben“

Genau, man DARF dann nicht mehr anfangen. Steht im Windelfrei Gesetzbuch. ;-)

Nein, man darf immer anfangen mit Windelfrei, allerdings stimmt es, dass es in den ersten 4 Monaten des Babylebens am leichtesten ist, weil die Babys da noch sehr deutlich signalisieren. Danach kann man auch anfangen, es kann aber durchaus sein, dass es eine Weile dauert, bis man Signale des Babys erkennt oder richtig deuten kann.

Wenn die Babys merken, dass man auf ihre Signale reagiert, dann geben sie auch meist bald wieder echt deutliche Zeichen, wenn sie mal müssen.

 

„Außerdem funktioniert diese Methode natürlich nur bei Müttern, die bei ihren Kindern sind (also nicht im Büro).“

Logisch, wenn ich nicht da bin, kann ich mein Baby nicht abhalten. ABER! Ich kann es sehr wohl morgens nach dem Aufwachen und abends vor dem Schlafengehen abhalten, am Wochenende wenn ich nicht arbeiten bin, oder wann immer sich Gelegenheit bietet. Und jeder andere, der mit dem Baby zu tun hat und mit ihm kommuniziert, kann die Signale lernen und das Baby auch abhalten. Wie im berühmten Dorf, das es braucht, um ein Kind großzuziehen, kann jeder (Mama, Papa, Oma, großer Bruder, Tante) der eine Bezugsperson für das Kind ist, das Kind auch abhalten, das ist kein Ein-Personen-Job.

 

„Ich wickle, weil ich meinem Kind, das gerade die ersten beiden Jahre sooo viel lernen muss wie greifen, sich drehen, krabbeln, laufen etc. etc., dann kommt noch das Zahnen dazu, nicht auch noch mit Etwas belasten möchte, was es in dem Alter eigentlich noch gar nicht kann. Es kann rein körperlich schon gar nicht funktionieren,  außer es wird seitens der Eltern knallhart antrainiert.“

Ganz klar, knallhart antrainieren ist NICHT Windelfrei. Knallhart antrainieren machen wir nicht!!! Wir reagieren auf die Signale des Kindes, wenn es mal muss.

Es ist leider ein immer noch (auch unter Kinderärzten) weit verbreitetes Ammenmärchen, das Kinder vor dem 2. oder 3. Geburtstag ihre Schließmuskeln nicht kontrollieren könnten. Das stimmt nicht, und Millionen Babys auf der ganzen Welt beweisen das! Wenn von Anfang an auf die Zeichen des Babys reagiert wird, verlernen sie nicht, wie es sich anfühlt, den Druck auf Darm und Blase zu lösen. Wenn sie es in den ersten Monaten allerdings verlernen, dauert es tatsächlich oft bis ins dritte oder vierte Lebensjahr hinein, bis sie es wieder neu erlernen.

Auch ist in der Aussage ein Widerspruch enthalten: Wenn die Kinder körperlich nicht in der Lage sind, ihre Schließmuskeln zu kontrollieren, wie könnte man es dann durch Training erreichen?

 

„…und sie kapiert ja auch noch gar nicht was ich da mit ihr mache“

Unterschätzt eure Babys nicht!

Die Kinder kommen mit erstaunlich vielen Fähigkeiten auf die Welt, und sie verstehen euch sehr wohl! Natürlich verstehen sie nicht genau jeden einzelnen Satz in seiner kompletten Bedeutung, aber sie erkennen schnell den Tonfall eurer Stimme und fühlen, dass ihr etwas von ihnen wollt. Ihr könnt also ruhigen Gewissens dem Baby alles erklären, was ihr mit ihm macht und sagen, was ihr wollt. („Ich glaube, du musst mal, komm ich ziehe dir deine Hose aus und halte dich über den Topf, da kannst du reinpullern und dich erleichtern..“ usw.)

 

„…und außerdem muss man dauernd das Kleine aus dem Spiel rausreißen usw….“

Nein, muss man nicht. Soll man auch nicht! Ganz im Gegenteil, viele Eltern windelfreier Babys berichten, dass die Kinder das Spiel von allein unterbrechen und abwesend wirken, kurz bevor sie mal müssen. Wenn man das beobachtet, kann man zum Kind hingehen und ruhig sagen: „Ich glaube du musst pullern. Komm, ich ziehe dich aus und dann kannst du ins Klo pullern. Da gehört Pipi hin.“

Wenn das Baby mitten im Spiel anfängt zu pullern, kann man ihm auch einfach sagen „Oh sieh mal, du pullerst gerade.“

Man geht dabei ruhig und sachlich vor und erklärt dem Kind immer, was gerade passiert.

Genau so ist es bei Windelfrei, wenn das Kind signalisiert, dass es mal muss, reagiere ich auf sein Signal, in dem ich es über einem geeigneten Gefäß/Toilette/Waschbecken abhalte und sich erleichtern lasse.
ODER, und auch das berichten viele Eltern “windelfreier” Babys, ich sage dem Kind: “Ich weiß, du musst mal, ich habe dich gehört. Leider geht es jetzt nicht. Bitte warte kurz, oder mach in die Windel.” Unser Baby war in einer Situation wie dieser gerade 6 oder 7 Monate, wir standen in der Schlange an der Kasse, es meckerte. Und das Baby WARTETE! Als wir bezahlt hatten gingen wir nach draußen, suchten ein geeignetes Gebüsch auf und hielten das Baby ab (die Windel war noch trocken…!) und es erleichterte sich sehr.

So, das wars erstmal. Welche Vorurteile über Windelfrei fallen euch sonst noch ein? Was habt ihr noch gehört/gelesen?

www.babysohnewindeln.de

http://windelfrei.blog.de

www.topffit.de

www.ohne-windeln.de

Ein Kommentar zu “Windelfrei- alles nur Vorurteile.

  1. Kathrin

    Herzlichen Dank für die Tipps zum Thema Windelfrei. Diese Seite hat mir Mut gemacht es mit (Teil-)Windelfrei einfach zu versuchen. Angefangen haben wir mit drei Monten. Wir haben inzwischen (unsere Maus ist jetzt knapp acht Monate alt) bestimmte Momente, wo ich unsere Maus abhalte, weil ich es rund um die Uhr nicht schaffe. Und es klappt tatsächlich! Wer sich nur annähernd dir da Thema interessiert sollte es einfach ausprobieren. Es wird vielleicht etwas dauern, bis ihr euren Rhythmus gefunden habt, aber es lohnt sich!

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