Hier wie versprochen der zweite Teil der Serie “Windelfrei-Bilanz”. Der Artikel ist vor einem guten halben Jahr entstanden und demnächst folgt noch der Bericht vom 24-Monate-Kind.
Da ich einfach nicht regelmäßiger und öfter zum Schreiben komme, will ich euch heute mal unseren Zwischenstand berichten. Hier könnt ihr die Ein-Jahr-Windelfrei-Bilanz noch mal nachlesen.
Das „Baby“ ist mittlerweile 18 Monate alt und rockt windelfrei. Ganz großes Kino. Es ist wie im Lehrbuch… Aber von vorne:
Wir haben kurz nach dem ersten Geburtstag noch auf Stoffwindeln umgestellt, wieso ich vorher nicht auf die Idee gekommen bin weiß ich auch nicht mehr; wahrscheinlich weil ich einfach niemanden kannte, der mit Stoff wickelt und bis dato KEINE AHNUNG hatte, was eigentlich Stoffwindeln heute bedeuten. *Hätte ich es doch bloß früher erfahren, seufz* Nun gut, besser spät als nie, denn jede Windel (die nicht im Müll landet) zählt!
Also haben wir nach und nach verschiedene Systeme durchgetestet und ausprobiert, und sind jetzt bei der wirklich unschlagbaren Kombination Stoffwindeln/ ohne Windeln/ Wegwerfwindeln gelandet, ganz im Ernst.
Stoffwindeln für Spätstarter
Was ist daran so toll? Nun ja: Da das Baby schon relativ zuverlässig jedes Pipi ansagt, geht höchstens mal ein Mini-Pipi in die Windel. Das ist bei einer Wegwerfwindel schade, denn die wegzuschmeißen war dann irgendwie doppelt rausgeworfenes Geld, aber ihr die anlassen, wenn schon Pipi drin ist, mag ich auch nicht. Also gibt’s die meiste Zeit Stoffwindeln. Landet eh nur Pipi drin und das ist schnell ausgespült bzw. in der Waschmaschine im Kurzprogramm gewaschen.
Das große Geschäft sagt sie IMMER an, immer rechtzeitig, 100 Prozent. (Ich weiß schon, ich sollte es wahrscheinlich lieber nicht schreiben, aber was solls. Ich will euch ermuntern, es mit `windelfrei´ zu probieren. Es ist echt toll!)
Die ziehe ich ihr an, wenn wir unterwegs sind und ich nicht weiß, wann und wo wir Gelegenheit zum aufs Klo gehen haben, z.B. wenn wir die Große aus dem Waldkindergarten abholen, einkaufen gehen, auf dem Bürgeramt sitzen oder ähnliches. Sie sagt zwar meist trotzdem zuverlässig an, aber ich bin einfach entspannter, wenn ich keine Angst haben muss dass die ganzen Klamotten nass werden.
Meistens habe ich also eine Ersatzstoffwindel dabei und gaaaanz zur Sicherheit eine WWW (Wergwerfwindel). Ich hab bis jetzt allerhöchstens die zweite Stoffwindel gebraucht, schon ewig nicht mehr die WWW.
Wir gehen aufs Klo, bevor wir losgehen und wenn wir (nach längerer Zeit unterwegs) irgendwo ankommen. Ich bin aber auch schon aus dem Supermarkt wieder raus, weil sie bei der Fleischtheke „KAKAAAA!“ rief…
In den Kursen und Beratungen werde ich immer wieder gefragt: „Und wie macht ihr das jetzt, wenn es so kalt ist?“ Auf jeden Fall SCHNELL! 
Also wenn wir z.B. auf dem Spielplatz sind dann zack zack Hosen runter, Windel ab, pieseln, Windel an, Hose hoch, Fertig. Oder, wenn es ihr (und mir) doch zu kalt ist, dann ab ins Café oder nach Hause.
Außerdem benutzen wir Stoffwindeln, wenn wir irgendwo zu Besuch sind, oder der Besuch bei uns. Da bin ich einfach zu abgelenkt, um darauf zu achten, ob sie mal muss oder nicht. Aber auch da, in 90% der Fälle, sagt sie Bescheid. Bei den restlichen 10% kommt sie zu mir, zupft an der Hose und sagt: „Pullert.“ Unglaublich.
Und was macht ihr nachts?
Schlafen natürlich!
Nachts nehmen wir auch meistens Stoffwindeln, (wenn nicht gerade alle auf der Wäscheleine hängen…) und wechseln die dann auch, wenn doch was reingeht. Oft wacht sie mittlerweile auf, sagt im Halbschlaf „pullert“ und dann gehen wir aufs Klo. Ein wenig ist meistens schon drin, aber der Rest geht in den Topf und danach wird weiter geschlafen und die Windel ist bis zum nächsten Morgen trocken.
Wenn ich sehr müde bin oder die Kinder krank oder sonstige Stressfaktoren unseren Rhythmus negativ beeinflussen, nehmen wir WWW, und schlafen. Schlafen, schlafen, schlafen. Nach einer solchen Nacht geht’s uns allen besser und naja, die eine Windel, die verkraften wir schon
Und sonst so?
Wie gesagt, wie im Lehrbuch
Wenn wir zu Hause sind hat sie keine Windel an, sondern nur Schlüppi und Hose. Das geht mittlerweile ganz gut, also so dass sie sagt, wenn sie muss, wir zum Topf flitzen und dann dort erledigt wird, was zu erledigen war. Aaaaaber wenn sie krank ist, so wie jetzt gerade, dann geht’s drunter und drüber. Sie sagt, dass sie muss, es ist schon nass, aber nur ganz wenig. Also ab auf den Topf, und dann- NICHTS. Kommt einfach nix mehr. Hm, okay, dann wars das wohl doch. Nein, war es nicht. Keine 30 Sekunden später wieder, psssssssst, gepieselt. Aber nur ganz wenig. Also wieder auf den Topf. Wieder nix. Also Windel an. Keine 30 Sekunden später „Pullert!“. Windel nass. Aaaaaahhhh. Und das dann 5 Mal nach-einander. Und dann wieder 5 Stunden nichts. Verstehe einer diese `Windelfrei´-Kinder…
Ganz oft ist es jetzt auch schon passiert, dass das Baby losgegangen ist, ohne irgendwas zu sagen, manchmal auch unbemerkt von uns, und dann plötzlich aus dem Bad nach uns rief. Dort saß sie dann, höchstselbst hinaufgeklettert, allein auf dem großen Klo und strahlte uns an „Fertich!“ und „Runter!“, denn sie kam zwar allein rauf, aber nicht wieder hinunter
Und, was unser schlaues Baby auch noch rausgefunden hat: Wenn wir im Bett liegen, zum Mittagschlaf oder abends beim ins-Bett-bring-kuscheln, und sie sagt, dass sie pullern muss, dass wir dann wieder aufstehen! AHAAA, das ist ja eine großartige Möglichkeit, wenn man nicht schlafen will… Also beim Bett-Vorbereitungs-Ritual den Topf verweigern, dann noch ein bisschen vor der Windel wegrennen und dann, NACH der Geschichte und NACH dem Lied und wenn das Licht schon seit 10 Minuten aus ist… „PULLERN!“ Oder auch gerne mal „KAKA!!!“ Und dabei schon ganz dringlich aus dem Bett krabbeln. Also gut, alles noch mal ausziehen, ab auf den Topf, Stille, und dann: Nichts. Bitte was? „Kind, ich denk du musst Pipi?!“ „Nein. Rübergehn. Spielen!“
Dieses kleine schlaue Ding! Aber nix da, wieder anziehen und ab ins Bett, dort dann nach weiteren 10 Minuten der nächste, diesmal eher halbherzige Versuch: „Pullern?“ „Nein, jetzt erst mal schlafen!“
Ich bin gespannt, wie diese „Windelfrei“-Reise noch weitergeht, und werde euch hoffentlich bald wieder berichten…
Bis dahin testen wir fleißig weiter die vielen bunten Stoffwindeln und eröffnen dann demnächst die große Einfach klein Stoffwindel-Beratungsstelle.
Welche Windeln benutzen wir?
Unser liebstes Backup (Schutz vor Pannen, falls doch mal was in die Hose geht) ist im Moment die gDiaper. Die benutzen wir mit einer gefalteten Mullwindel oder Prefold oder sonstigen Einlage, was gerade da ist. Das hält locker ein Pipi auf, ist ebenso locker und fix gewechselt und macht nicht so einen dicken Hummelpo, wie es bei vielen Stoffwindeln der Fall ist. Es muss nur die Einlage gewechselt und gewaschen werden, und nicht jedes Mal komplett die ganze Windel. UND diese Mullwindeln bzw. Einlagen sind super pflegeleicht und vielseitig, man kann damit das Pipi auch gut vom Boden aufwischen, es als Spucktuch nehmen, als Taschentuch, Lappen, und und und. Vielseitig ohne Ende, ihr merkt schon, ich bin Fan Auch und vor allem, weil es mit wenig (finanziellem) Aufwand möglich ist, viele Windeln zur Verfügung zu haben und somit weniger Müll durch WWW zu produzieren.
In die selbe Kategorie fallen die Capri-Überhosen und die Prefold-Überhose von Max&Menos, die müssen wir allerdings erstmal testen…
Ihr seht also, „Windelfrei“ bedeutet nicht zwangsläufig, keine Windeln zu benutzen, es bedeutet einfach, wie Nicola so schön sagt, die Freiheit zu haben, sich für oder gegen Windeln zu entscheiden, je nach Situation. Und das ist es auch, was mir so daran gefällt; Windelfrei passt eigentlich zu jeder Familie, weil jeder es so machen kann wie es gerade passt, mal mehr, mal weniger, mal gar nicht, mal komplett ohne Windeln. Und DAS ist doch toll, die WAHL zu haben!
Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid auf windelfrei, Stoffwindeln und Co dann kommt doch einfach mal vorbei zum Windelfrei-Treffen und Stoffwindel-Workshop, oder schaut mal bei diesen Links vorbei:
So und jetzt bin ich auf eure Berichte gespannt:
Wie läuft es bei euch gerade? Ohne Windeln, Teilzeit-WWW oder Stoffwindeln? Habt ihr lustige oder ermutigende Geschichten für andere Windelfrei-Eltern auf Lager? Oder vielleicht gute Tipps und Ideen, die euch geholfen haben? Dann her damit! Teilt sie mit uns und ermutigt andere Eltern, windelfrei zu probieren =)